Amoureske
für Viola d'amore (2003)
Für ein historisches Instrument zu schreiben bedeutet immer auch, nach den Spuren des Vergangenen im Heute zu suchen. Und so war für mich das Erforschen der Möglichkeiten der Viola d'amore eine Annäherung an eine unbekannte Klangwelt, die ich mit bewusst beschränkten Mitteln zu finden suchte.
"Amoureske" besteht aus kurzen, ineinander fliessenden Impressionen. Der konzentrierte Anfang öffnet tastend den Klangraum, zeigt die wichtigsten Materialbausteine und erschliesst die Atmosphäre. Der tiefste Ton (im Doppelgriff A-es' des ersten Schlags enthalten) ist im Stück sparsam eingesetzt und bedeutet einen anwesenden, aber selten erreichten Punkt. Die Grundcharaktere oszillieren zwischen dem lyrischem cantabile der Viertelton- und Halbtonreibungen und kapriziösen Glissando-Arabesken. In der Schlussphase verliert das Prozesshafte an Wirkung, und das Stück kehrt in den offenen Raum des Anfangs zurück.
Bettina Skrzypczak (2003)