aus Partitur 'Vier Figuren'

Arcato

für Viola solo (2000)

Das aus dem italienischen "arco" abgeleitete Kunstwort "arcato" bezieht sich einerseits auf die Bewegungen des Bogens bei der Klangerzeugung, andererseits auf die "gebogene" Form. Die Musik stürzt sich gleich zu Beginn vom hohen Es über drei Oktaven in die Tiefe und definiert damit den Tonraum des ganzen Stücks, erreicht nach langen Suchbewegungen im Mittelteil den Tiefpunkt cis-d und schraubt sich dann gegen Schluß wieder nach oben. Mit dem letzten, hohen Ton (e''') bricht sie unerwartet ab. Dieses Ende, das keines ist, verweist auf eine weitere Bedeutung von "arco": auf den Bogen als Gerät, mit dem – beim Pfeilschießen – körperliche Anspannung in kinetische Energie vumgewandelt wird. Der offene Schluß erscheint als Moment höchster Spannung, in dem die Musik über sich selbst hinausschießt. Sie zielt auf einen fernen Punkt - Schlusspunkt oder Neubeginn auf höherer Stufe?

Die expansiven Glissandi und ihr intimes Echo, die gleitenden Cantabile-Figuren, beschreiben die Umrisse einer Raumgestalt, während die Pizzicato- und Staccato-Gruppen einen unterbrechenden, perforierenden Charakter haben. Die letzte dieser Gruppen liefert das Material für das folgende "Presto, impetuoso", das schliesslich in den expressiv ausgesungenen "Cantabile"-Teil in höchster Lage mündet.

Die Tempi sollten, wenn nicht anders vermerkt, immer strikt gehalten, die Zäsuren mit großer Deutlichkeit gemacht werden.

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